Tierarztpraxis Deutschland

Parasitenschutz für Haustiere

10. September 2023 Dr. Thomas Müller Präventive Pflege
Parasitenschutz für Haustiere

Warum ist Parasitenschutz so wichtig?

Externe und interne Parasiten stellen nicht nur ein Unbehagen für unsere Haustiere dar, sondern können auch ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen. Zecken, Flöhe, Milben und Würmer sind nicht nur lästig, sondern können auch Krankheitserreger übertragen, die schwerwiegende Erkrankungen auslösen.

Ein umfassender Parasitenschutz ist daher ein wesentlicher Bestandteil der präventiven Gesundheitsvorsorge für Ihr Haustier. Dies gilt nicht nur für Tiere, die viel draußen sind, sondern auch für reine Wohnungskatzen und Hunde, die hauptsächlich in der Stadt leben.

Externe Parasiten: Zecken, Flöhe und Co.

Zecken

Zecken sind nicht nur unangenehm, sondern können auch gefährliche Krankheiten wie Borreliose, Anaplasmose, Ehrlichiose und FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) übertragen. Entgegen der landläufigen Meinung sind Zecken nicht nur im Sommer aktiv – bei milden Temperaturen können sie das ganze Jahr über eine Bedrohung darstellen.

So entfernen Sie eine Zecke richtig:

  1. Verwenden Sie eine spezielle Zeckenzange oder Zeckenkarte
  2. Fassen Sie die Zecke so nah wie möglich an der Hautoberfläche Ihres Tieres
  3. Ziehen Sie die Zecke langsam und gerade heraus, ohne zu drehen oder zu quetschen
  4. Desinfizieren Sie die Bissstelle nach der Entfernung
  5. Beobachten Sie die Stelle in den folgenden Tagen auf Anzeichen von Entzündungen

Vermeiden Sie Hausmittel wie Öl, Nagellack oder Alkohol, da diese dazu führen können, dass die Zecke Krankheitserreger in die Wunde überträgt.

Flöhe

Flöhe sind kleine, flügellose Insekten, die sich vom Blut ihres Wirtes ernähren. Ein Flohbefall kann zu intensivem Juckreiz, Hautirritationen und allergischen Reaktionen führen. Bei starkem Befall können Flöhe bei Jungtieren oder geschwächten Tieren sogar zu Blutarmut führen.

Darüber hinaus können Flöhe Bandwürmer übertragen, wenn Ihr Tier beim Putzen einen Floh verschluckt. Flöhe können sich in Ihrer Wohnung vermehren – in Teppichen, Polstermöbeln und Bettzeug – weshalb eine Umgebungsbehandlung oft notwendig ist.

Anzeichen eines Flohbefalls:

  • Häufiges Kratzen, Lecken oder Beißen, besonders im Bereich von Rücken, Schwanzansatz und Nacken
  • Sichtbare kleine schwarze Punkte im Fell (Flohkot)
  • Kleine rote Bisse oder Hautreizungen, besonders am Bauch und der Innenseite der Oberschenkel
  • Bei hellen Tieren können manchmal die Flöhe selbst als kleine, sich bewegende braune Punkte zu sehen sein

Andere externe Parasiten

Neben Zecken und Flöhen können auch Ohrmilben, Räudemilben und Haarlinge Probleme verursachen. Diese Parasiten führen oft zu spezifischen Symptomen wie Ohrenentzündungen, Haarausfall oder starkem Juckreiz. Bei Verdacht auf einen solchen Befall sollten Sie unbedingt tierärztlichen Rat einholen.

Interne Parasiten: Würmer und andere Endoparasiten

Interne Parasiten leben im Körper Ihres Haustieres und können verschiedene Organsysteme befallen. Zu den häufigsten zählen:

Rundwürmer (Spulwürmer)

Diese sind besonders bei Welpen und Kätzchen verbreitet und können durch die Muttermilch oder während der Trächtigkeit übertragen werden. Spulwürmer können zu Wachstumsstörungen, Durchfall, Erbrechen und einem aufgeblähten Bauch führen.

Bandwürmer

Bandwürmer werden oft durch den Verzehr von infizierten Flöhen oder Beutetieren übertragen. Symptome können Gewichtsverlust trotz gutem Appetit, Durchfall und ein unruhiges Verhalten sein. Bandwurmsegmente können manchmal im Kot oder um den Anus herum als kleine, bewegliche weiße Stücke sichtbar sein.

Hakenwürmer

Diese Parasiten befallen den Dünndarm und ernähren sich vom Blut des Wirtstieres, was zu Anämie, Durchfall und Gewichtsverlust führen kann. Besonders bei jungen oder geschwächten Tieren kann ein Hakenwurmbefall lebensbedrohlich sein.

Herzwürmer

Herzwürmer werden durch Mückenstiche übertragen und können schwerwiegende Herz- und Lungenprobleme verursachen. Die Behandlung ist komplex und potenziell gefährlich, weshalb die Prävention besonders wichtig ist.

Giardien und Kokzidien

Diese einzelligen Parasiten können zu Durchfall, Erbrechen und Gewichtsverlust führen und sind besonders bei jungen oder immungeschwächten Tieren problematisch.

Effektiver Parasitenschutz: Vorbeugende Maßnahmen

Regelmäßige präventive Behandlungen

Der Schlüssel zu einem wirksamen Parasitenschutz ist die regelmäßige präventive Behandlung. Je nach Produkt und Parasitenart können verschiedene Anwendungsintervalle notwendig sein:

  • Gegen Flöhe und Zecken: Monatlich oder alle 3 Monate, je nach Produkt
  • Entwurmung: Alle 3-4 Monate bei erwachsenen Tieren, häufiger bei Jungtieren oder Tieren mit Freigang/Beutefang

Verschiedene Darreichungsformen

Es gibt verschiedene Formen von Parasitenschutzmitteln, jede mit eigenen Vor- und Nachteilen:

  • Spot-on-Präparate: Werden auf die Haut aufgetragen, meist im Nackenbereich, und bieten meist 1-3 Monate Schutz gegen verschiedene externe Parasiten
  • Tabletten: Oral verabreichte Mittel, die je nach Produkt gegen externe und/oder interne Parasiten wirken
  • Halsbänder: Können langanhaltenden Schutz (bis zu 8 Monate) gegen Flöhe und Zecken bieten
  • Sprays und Shampoos: Eher für die akute Behandlung als für den langfristigen Schutz geeignet

Expertentipp von Dr. Thomas Müller

"Beim Kauf von Antiparasitika sollten Sie immer auf die spezifischen Bedürfnisse Ihres Tieres achten. Nicht alle Produkte sind für alle Tierarten oder Altersstufen geeignet. Freiläufer benötigen in der Regel einen umfassenderen Schutz als reine Wohnungstiere. Lassen Sie sich in unserer Praxis beraten, welches Produkt für Ihr Haustier am besten geeignet ist."

Häufige Fragen zum Parasitenschutz

Ist ein ganzjähriger Schutz notwendig?

Ja, mittlerweile empfehlen wir einen ganzjährigen Schutz gegen externe und interne Parasiten. Durch mildere Winter sind Zecken und Flöhe oft auch in der kälteren Jahreszeit aktiv, und interne Parasiten können Ihr Tier das ganze Jahr über befallen.

Brauchen Wohnungskatzen auch Parasitenschutz?

Auch Wohnungskatzen sollten regelmäßig entwurmt werden, da Wurmeier über Schuhe und Kleidung in die Wohnung getragen werden können. Ein Schutz gegen Flöhe kann ebenfalls sinnvoll sein, da diese auch in die Wohnung eingeschleppt werden können.

Sind natürliche Alternativen wirksam?

Die Wirksamkeit natürlicher Alternativen wie ätherischer Öle, Knoblauch oder Bernsteinketten ist wissenschaftlich nicht belegt und kann in manchen Fällen sogar schädlich sein (z.B. ist Knoblauch toxisch für Katzen). Wir empfehlen, auf geprüfte und zugelassene Parasitenschutzmittel zurückzugreifen.

Können Parasiten trotz Schutz auftreten?

Kein Parasitenschutzmittel bietet eine 100%ige Garantie. Bei starker Parasitenpräsenz oder wenn das Mittel nicht korrekt angewendet wird, kann es zu einem Befall kommen. Regelmäßige Kontrollen und die richtige Anwendung sind daher wichtig.

Wann zum Tierarzt?

Suchen Sie tierärztliche Hilfe, wenn:

  • Ihr Tier trotz Behandlung weiterhin Anzeichen eines Parasitenbefalls zeigt
  • Sie Würmer im Kot oder Erbrochenen Ihres Tieres bemerken
  • Ihr Tier Symptome wie anhaltenden Durchfall, Erbrechen, Gewichtsverlust oder starken Juckreiz zeigt
  • Sie unsicher sind, welches Parasitenschutzmittel für Ihr Tier geeignet ist

Fazit

Ein effektiver Parasitenschutz ist ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsvorsorge Ihres Haustieres. Durch regelmäßige präventive Behandlungen und aufmerksame Beobachtung können Sie Ihr Tier vor den unangenehmen und potenziell gefährlichen Folgen eines Parasitenbefalls schützen.

Jedes Tier hat individuelle Bedürfnisse, die von Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand, Lebensstil und Umgebung abhängen. Sprechen Sie mit uns über einen maßgeschneiderten Parasitenschutzplan für Ihr Haustier, um optimalen Schutz zu gewährleisten.